Gerade im Blick auf die eschatologischen Aussagen des Katechismus ist noch erheblicher Gesprächsbedarf. Dies gilt auch für die Auseinandersetzung der „Botschaft“ von Stammapostel Bischoff, die er am 25. Dezember 1951 in Gießen verkündigte und deren Folgen: „…Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. So steht es im Ratschluss unseres Gottes, so ist es festgelegt, und so wird es der Herr bestätigen. Und zum Zeichen sollt Ihr das haben, dass der Herr in meiner Zeit kommt, um die Seinen zu sich zu nehmen. Es ist mir persönlich eine große Freude und Genugtuung, allmählich dahin gelangt zu sein, dass der Geist des Herrn eine solch deutliche Sprache zu führen imstande ist und dadurch auch die Kinder Gottes erneut dar- auf aufmerksam gemacht werden, dass es äußerste und höchste Zeit ist. Wer sich noch in irgendeiner Weise umzustellen hat, schiebe es nicht auf die lange Bank, sondern setzte alles daran, um das so schnell als möglich zu bewirken. Es könnte für ihn sonst zu spät werden.“

Kann die NAK Lehraussagen korrigieren?

Den neuen Katechismus bewerte ich als einen wichtigen Baustein für die in vielen Kirchengemeinden und Freikirchen laufenden Gespräche über Möglichkeiten gemeinsamen Zeugnisses und gemeinsamen Wirkens in einer säkularen Öffentlichkeit.

Ob die in ihm erkennbar werdenden Veränderungen von spezifischen „Sonderlehren“ der NAK für die Begründung einer Gastmitgliedschaft in der Bundes-ACK mit entsprechenden Empfehlungen an die regionalen ACKs ausreichend sind, vermag ich noch nicht zu sagen. Entsprechende Anträge an die Bundes-ACK liegen zurzeit auch nicht vor. Für eine weitere Klärung dieser Frage ist auch daran zu erinnern, dass es keine ACK-Mitgliedschaftskriterien gibt, „die über die Basisformel des Ökumenischen Rates der Kirchen und ihre Umsetzung in den 2012 überarbeiteten ‘Leitlinien für die ökumenische Zusammenarbeit in den Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen aus nationaler, regionaler und lokaler Ebene’ hinausgehen“. Wichtig für eine Bearbeitung eines eventuellen Antrags der NAK auf Gastmitgliedschaft werden zudem die Ergebnisse der zweiten Fachtagung vom 20. bis 22. Februar 2013 von ACK und EZW für Weltanschauungs- und Ökumenereferenten der ACK-Kirchen sein, die im Sommer 2013 veröffentlicht werden. Auch wird abzuwarten sein, ob der für Pfingsten 2013 angekündigte Rücktritt von Stammapostel Wilhelm Leber den eingeschlagenen Kurs einer ökumenischen Öffnung konterkariert. Im Moment kann ich mich jedoch gut der Empfehlung der gemeinsamen Gesprächsgruppe anschließen: „Es dürfte für den weiteren Weg der ACK mit der NAK darum sinnvoll und hilf- reich sein, ausgehend von der Orientierungshilfe der ACK Baden- Württemberg nach konkreten Wegen zu suchen, um vertrauensbildende Schritte aufeinander zuzugehen.“

Prof. Dr. Friedrich Weber

Prof. Dr. Friedrich Weberwar bis 2014 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Braunschweigs, er ist Kuratoriumsvorsitzender des Konfessionkundlichen Instituts und seit 2012 Geschäftsführender Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Er war von 2007 bis 2013 Vorsitzender der ACK Deutschland.

Veröffentlicht in: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts 3/2013, S. 41f.

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