Am 28. und 29. Februar 2020 fand im Konfessionskundlichen Institut in Bensheim die 64. Europäische Tagung für Konfessionskunde statt. Mehr als 40 Teilnehmer*innen aus Deutschland, der Schweiz, Norwegen, Ungarn und England beschäftigten sich mit dem Thema Ökumene und deren „Not-wendigkeit“ im wörtlichen Sinne. Den Blick auf die Geschichte der ökumenischen Bewegung boten drei Impulsreferate aus evangelisch-landeskirchlicher, aus orthodoxer und aus anglikanischer Sicht. Dabei wurde deutlich, dass die Kirchen vor allem in Zeiten des Umbruchs und der Verunsicherung oder allgemein der Krise die Notwendigkeit empfunden haben, näher zusammenzustehen. Zwei weitere Tagungseinheiten waren der Zukunft der Ökumene gewidmet. Hier wurde in verschiedenen Kurz-Vorträgen von evangelisch-methodistischer, römisch-katholischer, orthodoxer, lutherischer und neuapostolischer Seite wie auch aus der Sicht freier evangelischer Gemeinden und der Pfingstkirchen hervorgehoben, dass es am Dialog kein Vorbeigehen gibt. Gleichzeitig wurde deutliche, dass in der Zukunft die sogenannte Dialogökumene und die praktische Ökumene in der konkreten Diakonie in enger Verbundenheit miteinander gesehen und gestaltet werden müssen. In lebendigen Diskussionen wurden die verschiedenen Impulse vertieft und miteinander in Verbindung gebracht.
In einem speziellen Abendvortrag reflektierte Prof. Dr. Wolfgang Thönissen vom Johann-Adam-Möhler-Institut in Paderborn, dem katholischen Schwesterinstitut des KI, über das Motto der kommenden 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. Er zeigte auf, dass der Begriff der Liebe Christi neue Aspekte aufzeigt, um die alte Kontroverse zwischen der lutherischen Betonung der Rechtfertigungslehre und einer klassischen katholischen Werkgerechtigkeit miteinander zu versöhnen. Er gab damit, wie die gesamte Tagung als solche, einen Impuls zur Vorbereitung auf das Jahr der Ökumene 2021.
Die Vorträge werden in der nächsten Nummer des „Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts“ veröffentlicht werden.