Die Anglikanismusreferentin Dr. Miriam Haar wurde bei der letzten Sitzung des Exekutivausschusses der Anglikanisch-Lutherischen Gesellschaft (Anglican-Lutheran Society) zur nationalen Koordinatorin für Deutschland berufen. Sie tritt damit die Nachfolge von Pastor Jochen Dallas (Lemwerder) an, der diese Aufgabe über viele Jahre wahrgenommen hatte. Auch eine ehemalige Mitarbeiterin des KI ist in der Anglikanisch-Lutherischen Gesellschaft engagiert, die Generalsekretärin des Rates der Lutherischen Kirchen im Vereinigten Königreich Dr. Anna Krauß.
Die Anglican-Lutheran Society wurde 1984 gegründet, um anglikanische und lutherische Christ*innen einander näher zu bringen und gemeinsam das Ziel,
die Einheit der Kirche Christi, zu verfolgen. Die Mitglieder der Anglikanisch-Lutherischen Gesellschaft stammen größtenteils aus den Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der Anglikanischen Kirchengemeinschaft und kommen aus allen Regionen der Welt, hauptsächlich aber aus Großbritannien und Nord-Europa.
Da die für Oktober 2020 in Rom geplante und bereits ausgebuchte Konferenz aufgrund von Corona leider ausfallen musste, veranstaltete die Anglikanisch-Lutherische Gesellschaft am 21. Mai 2021 eine Online-Konferenz unter dem Titel “Stumbling Blocks and Springboards: Working Together for Forgiveness and Reconciliation”, in der es um den gegenwärtigen Stand des Dialogs zwischen der römisch-katholischen Kirche und den anglikanischen und lutherischen Kirchen ging. Fast 80 Teilnehmer*innen aus über 30 Ländern nahmen an der Konferenz teil.
Bereits im Vorfeld der Konferenz konnten sich die Teilnehmenden die Vorträge von The Rev. Dr. Will Adam (angl.), Bischof em. Eero Huovinen (luth.), Archbishop Bernard Longley (röm.-kath.) und Schwester Prof. Susan Wood (röm.-kath.) auf YouTube anschauen und Fragen für die eigentliche Konferenz einreichen. Am Konferenztag folgten dann die Vorträge von Bischof Brian Farrell (Einheitsrat) und Prof. Dr. Dirk Lange (LWB) sowie eine Podiumsdiskussion mit allen Referent*innen, die von der Bischöfin em. Jana Jeruma-Grinberga, der Ko-Präsidentin der Anglikanisch-Lutherischen Gesellschaft, geleitet wurde.
Im Mittelpunkt der Diskussion standen die klassischen Fragen der gegenseitigen Anerkennung des ordinierten Amtes und der Abendmahlsgemeinschaft, aber auch die Frage der Rezeption und das Modell der „Rezeptiven Ökumene“ („Receptive Ecumenism“) wurden diskutiert. The Rev. Dr. Adam, stellvertretender Generalsekretär und Direktor für Einheit, Glauben und Kirchenverfassung der Anglikanischen Gemeinschaft hob den Erfolg des Models der „Rezeptiven Ökumene“ hervor, welches gegenwärtig im Anglikanisch-Katholischen Dialog verwendet wird und bei dem nicht gefragt wird, was die anderen Kirchen tun sollten damit sie so wie wir werden, sondern fragen was wir wertvolles von anderen Christ*innen empfangen könnten.
Immer wieder wurde betont, dass Spaltungen oft nicht entlang der konfessionellen Trennlinien verlaufen, sondern mitten durch diese hindurch und dass die Fragen der Lehre wie z,B. die Sakramentalität der Kirche bei den Lutheranern oder die Interpretation des subsistit in bei Katholiken auch innerhalb einer Kirchengemeinschaft umstritten seien.
In der Diskussion spielen auch praktische Beispiele eine große Rolle, so erläuterte The Rev. Dr. Will Adam in der Debatte um Abendmahlsgemeinschaft als Zeichen von Kirchengemeinschaft oder als Mittel und Weg zur Kirchengemeinschaft, dass in der Kirche von England das kanonische Recht die Möglichkeit biete auch andere Christ*innen zum Abendmahl einzuladen und erzählte aus seiner letzten Gemeinde, wie dort von den Gemeindegliedern erfahren wurde, dass die Abendmahlsgemeinschaft communio herstellte und stärkte.
Als am Ende der Veranstaltung Bischof em. Eero Huovinen auf die Frage was er als das größte, noch offene ökumenische Problem, ansehe, antwortetet, dass für ihn im Moment das größte Problem sei, dass er jetzt nicht mit Bischof Brian Farrell ein gemeinsames Abendessen in Trastevere einnehmen könne, sprach er bestimmt vielen Teilnehmenden aus der Seele. Möglichkeiten zur persönlichen Begegnung wird es bei der nächsten Konferenz, die im Juli 2022 in Norwegen unter dem Titel „A Pilgrimage towards Hope“ stattfinden wird, bestimmt reichlich geben.
Ein Gottesdienst mit Elementen aus der Liturgie des gemeinsamen Reformationsgedenken des LWB und der römisch-katholischen Kirche „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ schloss die Konferenz ab.
Weitere Infos über die Anglikanisch-Lutherische Gesellschaft sowie die Links zu den Vorträgen der Konferenz, die auf YouTube stehen, finden sich auf der Webseite der Society: https://www.anglican-lutheran-society.org/