Unter dem Titel „Being Church Together” fand am 9. bis 11. März 2023 in Debrecen (Ungarn) eine akademische Konferenz anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Leuenberger Konkordie statt. Über 80 Personen aus ganz Europa konnten die große Gastfreundschaft an der Reformierten Universität Debrecen genießen. In diesem besonderen Rahmen wurde über „Konsequenzen, Realitäten und Möglichkeiten“ der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) diskutiert – wie es im Untertitel der Tagung hieß.

Sieben Keynote-Vorträge wechselten sich mit je drei parallel stattfindenden Panels ab. Das thematische Programm war weit gefächert und beinhaltete sowohl ekklesiologische Grundsatzreferate als auch zahlreiche Einzelaspekte zu ökumenischer Theologie und Praxis aus diversen europäischen Perspektiven.

Bewusst wurde im Vorfeld mit einem „Call for Papers“ offen nach Beiträgen gesucht. Insbesondere jüngere Theologinnen und Theologen sollten in die Tagung und die Diskussionen um die theologische und kirchliche Ausrichtung der GEKE eingebunden werden. Das Konzept ging auf: Tatsächlich präsentierten und debattierten Menschen unterschiedlicher akademischer Grade, kirchlicher Funktionen und verschiedenen Alters. Auch vonseiten der gastgebenden Institution waren einige Doktorandinnen und Doktoranden am Programm mit geistlichen und theologischen Impulsen beteiligt.

Kann die Tagung als Seismograph für die Entwicklung der GEKE dienen? Zweierlei wurde zumindest in der Tendenz deutlich:

1.) So sehr die Leuenberger Konkordie als evangelisches Modell von Kirchengemeinschaft ins ökumenische Gespräch insgesamt eingebracht werden kann und muss, so sehr hat die GEKE ihre aktuelle Stärke gerade durch ihre konfessionelle und lokale Begrenzung. Im Rahmen der GEKE muss nicht alles verhandelt und diskutiert werden, sondern das, was derzeit die evangelischen Kirchen lutherischer, reformierter, unierter und methodistischer Tradition in Europa beschäftigt. Das ist schon viel. Insbesondere für den – keineswegs einfachen – Zusammenhalt der evangelischen Kirchen von West-, Mittel- und Osteuropa ist die GEKE derzeit von unersetzbarer Bedeutung.

2.) In Debrecen konnte – wie auch bei manchen anderen ökumenischen Veranstaltungen – in Wortmeldungen, in denen auf die ökumenische Lage geblickt wurde, ein Generationenunterschied wahrgenommen werden: Während bei vielen jüngeren Theologinnen und Theologen eine Entdeckungs- und Gestaltungsfreude spürbar war, schienen andere, die bereits viele Jahre ökumenisch engagiert waren, eher mit einer gewissen Resignation und Skepsis auf aktuellen Bemühungen zu blicken. Letzteres mag aus enttäuschten Hoffnungen gespeist und möglicherwesie realistisch sein, hilft allerdings nur begrenzt weiter, wenn man denn vorankommen möchte. Ökumene ist keine statische Angelegenheit, sondern muss immer wieder neu angegangen und belebt werden. Umso wichtiger ist der Versuch der GEKE, junge Theologinnen und Theologen stärker auf allen Ebenen der Arbeit einzubinden.

Zum Programm der Tagung: https://lk50.reformatus.hu/

Ansprechpartner

Dr. Jonathan Reinert
Referent für Weltökumene

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