Vom 14.-20. Oktober 2023 besuchten der Präsident des Evangelischen Bundes, Kirchenpräsident i.R. Dr. h.c. Christian Schad, und Pfarrer Martin Bräuer, Catholica-Referent am Konfessionskundlichen Institut Bensheim, Rom. Anlass war die vom 4. bis 29. Oktober dort tagendende Weltsynode. Ziel der Reise war es, einen möglichst authentischen Eindruck vom Synodengeschehen zu bekommen. Dies war insofern nicht einfach, weil der Vatikan eine Nachrichtensperre verhängt hatte und Informationen zu den in der Synodenaula diskutierten Inhalten kaum nach außen drangen. Schad und Bräuer waren beide jedoch als Journalisten bei der Sala Stampa, dem vatikanischen Pressesaal, akkreditiert und hatten dadurch die Möglichkeit, an den täglichen Pressebriefings teilzunehmen. Da berichteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer von ihrem Synodenerleben sowie ihren synodalen Erfahrungen in ihren jeweiligen Kontexten. So war bei einer Pressekonferenz der brasilianische Kardinal Leonardo Ulrich Steiner zugegen, der sich dafür aussprach, Frauen im Amazonasgebiet die Möglichkeit zu geben, das Sakrament der Taufe ohne Anwesenheit eines Priesters zu spenden. Steiner wies darauf hin, dass die katholischen Gemeinden dort fast alle von Frauen geleitet würden. Diese wollten besser ausgebildet und in die Ämterstruktur der katholischen Kirche integriert werden. Der brasilianische Kardinal erinnerte daran, dass die von Papst Franziskus geforderte Synodalität gerade im Amazonasgebiet schon immer eine große Rolle spiele. Wörtlich sagte er: „Die Gemeinden können uns sagen, wie wir Kirche sein sollen, nicht der Bischof…Wenn es um Entscheidungen geht, stimmen alle außer dem Bischof ab. Ich als Bischof lege Wert darauf, nicht abzustimmen, weil die um mich herum die Kirche sind und die Gemeinden vertreten“. Die Weltsynode sei für ihn ein wertvoller Ort des wechselseitigen Aufeinander-Hörens; jede und jeder habe die Möglichkeit, zu Wort zu kommen und eigene Ideen zum Wohl der Kirche zu äußern.

Der in Kalifornien geborene und aufgewachsene Erzbischof von Vilnius, zugleich Präsident des Europäischen Bischofsrates CCEE, Gintaras Grusas, antwortete auf die Frage, was sich in Rom durch die Weltsynode verändert habe: „A new mindset“, eine neue Mentalität mit veränderter Grundhaltung sei sichtbar geworden, wichtiger sei sie, als Beschlüsse.

Dass sich eine neue Mentalität entwickelt habe, war auch der Tenor der Gespräche, die Schad und Bräuer mit Delegierten, Beratern und Experten der Weltsynode aus dem deutschen Sprachraum führten. So trafen sie sich mit Professor Söding, einem der Vizepräsidenten des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, der als Experte an der Synode teilnahm, mit den Bischöfen Georg Bätzing und Franz-Josef Overbeck, die von der Deutschen Bischofskonferenz als Delegierte gewählt worden waren, sowie mit dem Berater der Synode, Professor Thomas Schwartz, dem Leiter des Hilfswerkes Renovabis. Alle sprachen sie von einer veränderten geschwisterlichen Atmosphäre, auch seien viele der Themen, die auf dem deutschen Synodalen Weg eine Rolle spielten, aus unterschiedlichsten Perspektiven zur Sprache gekommen.

Schad und Bräuer hatten auch die Gelegenheit, mit Pater Augustinus Sander O.S.B. vom Päpstlichen Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen über den aktuellen Stand des Dialogs zwischen dem Vatikan und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa zu sprechen. Ebenso nahmen sie an einer Morgenmesse mit Kardinal Kurt Koch in der Kirche des Campo Santo teil, um im Anschluss mit ihm und dem dortigen Rektor, Pfarrer Konrad Bestle, ökumenisch relevante Fragen zu erörtern. Diese Gespräche stärkten die schon länger bestehenden guten Kontakte zwischen dem Konfessionskundlichen Institut in Bensheim und dem Päpstlichen Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen.

Weitere Einblicke in das römische Geschehen erhielten Schad und Bräuer durch Gespräche mit dem geistlichen Botschaftsrat der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl, Monsignore Oliver Lahl, sowie mit dem Mitarbeiter des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Pfarrer Manfred Bauer.

Diese Reise hat erneut gezeigt, wie wichtig gerade im ökumenischen Diskurs persönlichen Kontakte sind, wodurch Vertrauen und besseres gegenseitiges Verstehen wachsen können: zwei Aspekte, die für das Miteinander der Konfessionen ungemein hilfreich sind.

Martin Bräuer

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