In memoriam Friedrich Weber (1949-2015)
Im Alter von 65 Jahren verstarb Prof. Dr. Friedrich Weber am 19. Januar 2015 nach kurzer schwerer Krankheit in Frankfurt am Main. Mit der Familie, vielen Freunden, namhaften ökumenischen Institutionen im In- und Ausland und der braunschweigischen Landeskirche, deren Bischof er von 2012 bis zum zu seinem Ruhestand Ende Mai 2014 war, trauert auch das Konfessionskundliche Institut des Evangelischen Bundes um den Vorsitzenden seines Kuratoriums. Seit Inkrafttreten des neuen Rechts- und Finanzierungskonzepts im Jahre 2007 stand Friedrich Weber als Freund und Förderer der konfessionskundlichen Arbeit an der Spitze dieses 1947 gegründeten Instituts. Dessen gesamtkirchliche, ökumenische und wissenschaftliche Anerkennung lag ihm auch deshalb besonders am Herzen, weil er zeitgleich vielfältige ökumenische Leitungsverantwortung wahrnahm: als Catholica-Beauftragter der VELKD (2005-2014), als Vorsitzender der ACK Deutschland (2007-2013), als Co-Vorsitzender der Meissen-Commission (Church of England und EKD seit 2009) und als geschäftsführender Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirche in Europa – Leuenberger Kirchengemeinschaft (seit 2012). Sein Ziel war es, das Konfessionskundliche Institut zu einem Kompetenzzentrum für Ökumene und Konfessionskunde auszubauen, um die „Spannungen zwischen den Konfessionen zu beheben, zur Verständigung beizutragen, die weltweite ökumenische Bewegung zu unterstützen und die Einheit der Christen zu fördern“.
So würdigten hochrangige Vertreter/innen verschiedenster Kirchen und ökumenischer Gremien Webers Engagement und theologische Vermittlungsarbeit. Der EKD-Ratsvorsitzende und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, erinnerte an Webers weitsichtiges und verbindliches Urteil in ökumenischen Gesprächen: „Es ist ihm auf beeindruckende Weise gelungen, seine Leidenschaft für die Ökumene zu verbinden mit der Authentizität seiner Glaubensüberzeugungen“. Der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Gerhard Ulrich, betrauerte an den Verlust eines großartigen Menschen, der allseits zu einem anerkannten und gefragten Gesprächspartner und „zu einer Instanz für den ökumenischen Dialog geworden“ sei. Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der römischen Glaubenskongregation, sprach von einem sehr persönlichen freundschaftlichen Verhältnis und rief in Erinnerung, er habe Webers „große theologische Kompetenz schätzen gelernt und die Konkretheit, mit der er die Themen jenseits festgefügter konfessioneller Vorurteile anging“. Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Speyer, betonte als ACK-Vorsitzender, dass die Ökumene durch Webers Tod in „einen ihrer wichtigen Brückenbauer“ verloren habe.
Friedrich Weber stammte aus Wetzlar und war nach dem Studium der Theologie, Geschichte und Pädagogik in Wuppertal, Göttingen und Oldenburg zunächst Vikar und Gemeindepastor in Greetsiel an der Nordsee. Dort wurde er 1975 auch ordiniert. 1984 wechselte er in die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, wo er zunächst Pfarrer und Dekan im rheinhessischen Oppenheim war (1984-1991), bevor er Propst (Regionalbischof) für Süd-Nassau mit Sitz in Wiesbaden wurde. An der Universität Frankfurt am Main promovierte er zum Dr. theol. mit einer kirchenhistorischen Arbeit, lehrte bis zu seinem Tod als Honorarprofessor an der Technischen Universität Braunschweig und veröffentlichte eine Vielzahl kirchengeschichtlicher und ökumenischer Arbeiten sowie eindrucksvolle Predigten und Ansprachen. Am 25. Januar nahm eine große Trauergemeinde Abschied von Friedrich Weber in der reformierten Kirche in Greetsiel, wo er auch seinen Ruhestand verleben wollte. Im Braunschweiger Dom fand am 29. Januar ein Gedenkgottesdienst statt.
Walter Fleischmann-Bisten