Vor etwas mehr als einem Jahr hat Russland die Ukraine überfallen. Eine große Zahl von Ukrainern und Ukrainerinnen sind in der Folge nach Deutschland geflohen, in der Mehrzahl sind sie orthodoxe Gläubige. Aufgrund zahlreicher Anfragen evangelischer Gemeinden, die ukrainische Geflüchtete aufgenommen haben, hat damals das Orthodoxiereferat des KI zusammen mit dem Orthodoxiereferat der EKD wichtige Informationen zum religiösen Hintergrund dieser Geflüchteten zur Verfügung gestellt zusammen mit Anregungen für ein gemeinsames Feiern des Osterfestes und Grußkarten zu Ostern (s. https://konfessionskundliches-institut.de/allgemein/ostern-gemeinsam-mit-orthodoxen-gefluechteten-aus-der-ukraine-feiern/ und https://konfessionskundliches-institut.de/allgemein/ein-ostergruss-an-ukrainische-gefluechtete/).

Inzwischen hat sich die Situation der Geflüchteten verändert. Manche sind wieder in die Ukraine zurückgekehrt, für andere zeichnet sich ab, dass sie länger in Deutschland bleiben werden. Gleichzeitig kommen weiterhin auch immer wieder Menschen neu aus der Ukraine nach Deutschland. Im kirchlichen Bereich hat sich die Situation vor allem dahingehend verändert, als es inzwischen mehrere neu gegründete ukrainische Gemeinden in Deutschland gibt. Beide orthodoxen Kirchen, die in der Ukraine existieren, sind derzeit dabei, Gemeinden im Ausland zu gründen.

Dabei ist als Hintergrund Folgendes wichtig zu wissen: Die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), die zum Moskauer Patriarchat gehörte, hat sich im Mai 2022 für selbständig und von Moskau unabhängig erklärt. Nachdem sich Angehörige dieser Kirche im Ausland bisher zu Gemeinden des Moskauer Patriarchats hielten, hat diese Kirche nun eigene Gemeinden in Deutschland und anderen europäischen Ländern, die direkt Metropolit Onufrij in Kiew unterstehen. Dieser hat am 3. Januar Bischof Benjamin von Bojarka (Woloschtschuk) die Verwaltung der UOK-gemeinden im Ausland übertragen. Etwas unklarer ist die Situation der ukrainischen Gemeinden, die von der Orthodoxen Kirche in der Ukraine (OKU) gegründet werden, denn für diese Kirche wurde in der Selbständigkeitsurkunde (dem sogenannten Tomos), die sie vom Patriarchen von Konstantinopel erhielt, festgelegt, dass sie nicht eigenständig Gemeinden im Ausland gründen darf. Solche Gemeinden sollten sich den existierenden Strukturen des Ökumenischen Patriarchats unterstellen.

Seit Ende Dezember 2022 hat sich insbesondere die Lage der UOK noch einmal zugespitzt. Es gibt in der ukrainischen Regierung offenbar Kräfte, die diese Kirche zerschlagen oder sie dazu zwingen wollen, sich der OKU anzuschließen. Ganz aktuell ist, dass der Pachtvertrag für die Benutzung der Gebäude des Kiewer Höhlenklosters ab Ende März 2023 nicht verlängert werden soll. Dies bedeutet, dass auch die Kirchenverwaltung, der Metropolit und die Abteilung für Außenbeziehungen kurzfristig andere Räume suchen müssen. Außerdem liegt noch ein Gesetzesentwurf auf dem Tisch, dessen Umsetzung einem Verbot der UOK gleichkommen würde. All dies ist den Bemühungen um Versöhnung zwischen den beiden Kirchen nicht förderlich und macht auch die Religionsfreiheit in der Ukraine fragwürdig.

Die ukrainischen Gemeinden in Deutschland befinden sich folglich in einer schwierigen Lage. Sie wollen die seelsorgerliche Betreuung ihrer Gläubigen sicherstellen und sind dafür auf die Hilfestellungen deutscher eingesessener Kirchen angewiesen. Sie sind aber nicht in die örtlichen orthodoxen Strukturen (OBKD) und damit in die ökumenischen Strukturen (ACK) eingebunden.

Wir stellen hier eine (unvollständige) Liste der ukrainischen Gemeinden (UOK), die es derzeit in Deutschland gibt, zur Verfügung, die es erleichtern soll, für ukrainische Geflüchtete eine Gemeinde zu finden (Gemeinden der OKU werden unten ergänzt, sobald wir Informationen haben):

Berlin: Erzpriester Dimitro Dsjadewitsch, https://maps.app.goo.gl/rofKFBmtvG2T2f8W7, +380953056810, +4915128404606, dmitriy.dzyadevich@gmail.com

Dortmund: Erzpriester Andrei Ovdienko, ohne Adresse, +380671881455, +4915116010509, ova5kv@gmail.com

Frankfurt/M: Erzpriester Pavlo Serdjuk, Freiherr-vom-Stein-Straße 8, 60323 Frankfurt am Main, +380503861041, +49 175 4070689, ppserd@gmail.com

Gera und Plauen: Priester Vitali Gerasimenko, 1.Heinrichstraße 45, 07545 Gera. 2. u. Endestraße 4, 08523 Plauen, +380508071950, +4915122863291, geravit93@ukr.net

Halberstadt: Erzpriester Eugen Petrenko, 38820, Halberstadt, Domplatz, 46 (Liebfrauenkirche), +380671281310, +4915733099748, lawevg@gmail.com

Hamburg: Priester Ivan Suchonyak, Am Diebsteich 4, 22761 Hamburg, +380961277491, 015206076944, Priester.ioann@gmail.com

Köln: Erzpriester Sergij Gajewski, Zülpicher Str. 275 Köln 50937, +380999072058, +49 160 2392810, haievskyi.ser.church@gmail.com

Leipzig: Priester Maksym Boichura, Merseburger Straße 148, +380683778237, +4915738137259 maximumpotent@ukr.net

München: Erzpriester Oleksander Galanin, Johannisplatz 22, 81667 München., +38 097 7455522, pateralexandr@gmail.com

Paderborn: Priester Roman Romanenko, Rosenstraße 16, Paderborn, +380676454755 ,+4915172679433, Romanenko7@web.de

Regensburg: Priester Yuriy Samolyuk, Kirche St. Leonhardt, Leonhardtgasse 1, 93053 Regensburg, +4915222103780, yuriysamolyuk@ukr.net, https://t.me/ukrainskapravoslavnazerkva

Stuttgart: Priester Ilya Maksymchuk, Schwarzwaldstraße 7, 70569 Stuttgart ,  +49 152 59547604, maksymchuk.i@icloud.com

 

Gemeinden der OKU (soweit bekannt):

(bisher noch keine Informationen)

Der Vollständigkeit halber soll hier auch noch er

wähnt werden, dass es in Deutschland außerdem ukrainische Gemeinden gibt, die der “Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche in der Diaspora” angehört, einer Exilskirche, die 1995 in die Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel aufgenommen wurde, aber nicht von allen anderen orthodoxen Kirchen anerkannt ist. Die Gemeinden in Deutschland unterstehen Erzbischof Daniel (Zelinskij), dem Leitenden Bischof der Ukrainischen Orthodoxen Eparchie von Westeuropa mit Sitz in Chicago. Ein Verzeichnis dieser Gemeinden ist zu finden unter https://www.uokd.de/galerie.

Außerdem gibt es in Deutschland eine einzige Gemeinde des seit 1992 in der Ukraine existierenden Kiewer Patriarchats, welches 2018 in der neu gegründeten OKU aufging. 2019 spaltete sich eine kleine Gruppe davon wieder ab und ließ das Kiewer Patriarchat wieder aufleben. Diese Kirche wird jedoch in der Gesamtorthodoxie nicht anerkannt.

Ansprechpartnerin

Pfrin. Dr. Dagmar Heller
Wissenschaftliche Referentin für Orthodoxie und Leitung

Telefon

06251.8433.19