Um Einheit und Vielfalt in den anglikanischen und episkopalen Kirchen ging es am letzten Maiwochenende beim 1. Jungen Forum Anglikanismus des Konfessionskundlichen Instituts.
Rund 20 Teilnehmende mit verschiedenen konfessionenellen Hintergründen wie evangelisch-landeskirchlich, freikirchlich, alt-katholisch oder römisch-katholisch aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben am 1. Jungen Forum Anglikanismus teilgenommen. Ein Großteil der Teilnehmenden studiert evangelische, römisch-katholische oder altkatholische Theologie, aber auch Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter, Lehrerinnen, Pfarrer*innen und eine pastorale Mitarbeiterin waren unter den Teilnehmenden.
Coronabedingt musste diese Premiere leider online stattfinden, was aber der thematischen Arbeit am Thema keinen Abbruch tat und die Vorfreude auf ein mögliches persönliches Treffen beim nächsten Jungen Forum Anglikanismus ansteigen ließ. Finanziell ermöglicht wäre die eigentlich in hybrider Form geplante Tagung weitgehend durch die Stiftung „Bekennen und Versöhnen“ des Evangelischen Bundes worden.
Während der Tagung wurde die Einheit und Vielfalt in den anglikanischen und episkopalen Kirchen aus verschiedenen Blickwinkeln untersucht und diskutiert: Historisch, theologisch und in praktischer Hinsicht.
Im ersten Vortrag am Freitagnachmittag betrachtete Prof. Dr. Charlotte Methuen, Professorin für Kirchengeschichte an der Universität Glasgow, das Thema aus historischer Sicht. „High, Low and Broad“ – die verschiedenen Strömungen in der Church of England und die Konsequenzen für heute wurden angeregt diskutiert.
Im Anschluss an das Morning Prayer nach der Ordnung der Kirche von Irland, führte die Anglikanismusreferentin Dr. Miriam Haar am Samstagvormittag in das Studiendokument What do Anglicans Believe? A Study Guide to Christian Doctrine from Anglican and Ecumenical Statements ein. Dieses wurde 2020 von der Abteilung für Theologische Bildung der Anglikanischen Gemeinschaft herausgegeben. Anschließend bearbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen die Abschnitte zur Katholizität, Apostolizität, zum Sakramentsverständnis und zum Verständnis von Kirchengemeinschaft. Besonders beeindruckt hat dieser Studientext dadurch, dass er klassische dogmatische Themen hauptsächlich mit Zitaten aus ökumenischen Dokumenten erarbeitet und dadurch zur Geltung bringt auf welch breiter ökumenischer Basis das anglikanische Verständnis der jeweiligen klassischen dogmatischen Fragen steht.
Die Arbeit an diesem Text bildete eine gute Grundlage für den Vortrag von The Revd. Canon Dr. Stephen Spencer, dem Direktor der Abteilung für Theologische Bildung der Anglikanischen Gemeinschaft. In seinem Referat über „Unity and Diversity in Anglican theological education“ nahm er besonders die globalen Herausforderungen in den Blick.
Unter dem Titel „Communion Across Difference“ sprach The Revd. Christopher Easthill am Samstagnachmittag über Einheit und Vielfalt in den anglikanischen und episkopalen Kirchen in Deutschland und feierte zum Abschluss des Tages gemeinsam mit den Teilnehmenden online Evensong.
Ein wichtiger Bestandteil des JuFA ist, dass Teilnehmende ihre eigene Forschung im Bereich Anglikanismus vorstellen und diskutieren können. Dieser Einladung waren zwei Teilnehmer gefolgt. Am Freitagnachmittag stellte Jakob Güntter, Theologiestudent in Heidelberg, seine Bachelor-Arbeit zu den Unionsverhandlungen zwischen altkatholischer, russisch-orthodoxer und anglikanischer Kirche in Bonn in den 1870er Jahren vor. Christian Koch, wissenschaftlicher Assistent an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal, stellte am Samstagnachmittag sein Dissertationsprojekt über die Oxford-Bewegung und deren Versuch einer Neubeschreibung der konfessionellen Identität der Kirche von England vor.
Für Sonntag war eigentlich die Teilnahme an einem Gottesdienst vor Ort mit Nachgespräch geplant. Coronabedingt besuchten die Teilnehmenden den Sunday Morning Service der St. George’s Anglican Church in Berlin, der live auf Facebook übertragen wurde.
Selbst bei der Abschlussrunde zur eigentlichen sonntäglichen Mittagessenszeit war der Enthusiasmus der Teilnehmenden noch spürbar. Zahlreiche Ideen und Themenvorschläge für das nächste JuFA wurden gesammelt.
Auch nächstes Jahr soll es wieder ein JuFA geben. Dieses wird voraussichtlich vom 10.-12. Juni 2022 in Bensheim in hybrider Form stattfinden und wird vom neu gegründeten Moderatorenteam (Sven Gröger, Jakob Güntter und Marie Fischer) zusammen mit der Anglikanismusreferentin Miriam Haar vorbereitet. Inhaltlich soll es um verschiedene Gottesdienstformen und Liturgien in den anglikanischen und episkopalen Kirchen gehen – also von High Church Liturgie bis Fresh X.