Vom 22. bis 24. Oktober 2021 fand in der Theologischen Hochschule Elstal des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) das diesjährige Symposion der Gesellschaft für Freikirchliche Theologie und Publizistik (GFTP) statt. „Für alles offen? – Gemeinschaft auf dem Prüfstand“ war die Tagung überschrieben, bei der laut Untertitel „Gegenwartstauglichkeit und Zukunftsfähigkeit des freikirchlichen Gemeindemodells“ untersucht werden sollten (das Programm ist hier einsehbar). Für das Konfessionskundliche Institut Bensheim, das korporatives Mitglied der GFTP ist, nahm Freikirchenreferent Dr. Lothar Triebel online an der Konferenz (sowie an der vorausgehenden Mitgliederversammlung) teil.
Neben fünf baptistischen Wissenschaftler*innen verschiedener theologischer Disziplinen waren auch drei evangelisch-landeskirchliche Professor*innen als Referent*innen eingeladen. Die Referate waren inhaltlich ergiebig und die rhetorische Qualität war überdurchschnittlich hoch.
Die Mehrzahl der Referent*innen und derjenigen im Publikum, die sich an den Diskussionen beteiligten, schien „dem“ freikirchlichen Gemeindemodell Gegenwartstauglichkeit und Zukunftsfähigkeit zusprechen zu wollen. Unterbestimmt blieb dabei aber, was hier mit „freikirchlich“ gemeint ist. Von Moderationsseite wurde zwei Mal „freikirchlich“ mit „kongregationalistisch“ identifiziert, einmal sogar „wir“ gesagt und damit offenkundig „baptistisch“ (und zwar im Sinne von Baptisten im BEFG) gemeint. Beides verdankt sich wohl Genese und Wirklichkeit der GFTP, die 1995 in BEFG-Kontext gegründet worden ist und bis heute im Wesentlichen von Baptist*innen geprägt wird. Damit rücken allerdings konkrete Ausformungen von Freikirchentum und von Kongregationalismus in den Vordergrund, die nicht verabsolutiert werden können. Zwar kann man durchaus von einem Siegeszug des kongregationalistischen Gemeindemodells im weltweiten Christentum sprechen; aber man müsste dann im gleichen Atemzug sagen, dass das klassische kongregationalistische Gemeindemodell im Kontext von „New Apostolic Reformation“ und manch anderen Konzepten von „Leiterschaft“ zur Zeit vielerorts auf dem Prüfstand steht, gerade in manchen solcher Gemeindebünde, die dieses Modell bisher leben. Und einige der Kirchen, die sich in Deutschland Freikirchen nennen, waren noch nie kongregationalistisch organisiert.
Unbeschadet dessen war die Konferenz in Vorträgen und Referent*innen vielseitig gestaltet und die Kombination von kirchengeschichtlichen, systematisch-theologischen und praktisch-theologischen sowie kirchenpolitischen Zugangsweisen hilfreich. Dass eigentlich auch noch Biblisches hinzugehört hätte, wurde in der Abschlussdiskussion bereits von der Organisationsleitung selbstkritisch angemerkt. Zur Sprache kamen auch jetzige und künftige Kooperationen der GFTP mit Partnerorganisationen in Forschung, Ausbildung und Kirchenpolitik.