Am 3. und 4. Juli traf sich, unter Einhaltung der geltenden Corona-Schutzbedingungen, eine Gruppe junger Theolog*innen der Universität Münster, um sich unter der Leitung der KI-Referentin für weltweite Ökumene, Pfarrerin Dr. Hanne Lamparter, mit der Geschichte und der Gegenwart des Ökumenischen Rates (ÖRK) zu beschäftigen und gemeinsam Zukunftsvisionen für die ökumenische Bewegung zu entwickeln. Während sich die meisten vor Ort versammelten, waren andere über Zoom zugeschaltet.
Über das gesamte Semester hatten sie bereits Grundwissen über verschiedene Konfessionen erworben und sich mit wichtigen Texten des ÖRK, wie beispielsweise der Lima-Erklärung zu Taufe, Eucharistie und Amt oder dem Konvergenztext zu Ekklesiologie („Die Kirche. Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision“) beschäftigt.
Am gemeinsamen Wochenende tauchten sie zunächst mit Hilfe von Filmmaterial und der von den jeweiligen ÖRK-Vollversammlungen veröffentlichten Botschaften in die Geschichte der ökumenischen Bewegung ein. Besonders im Fokus standen hierbei die bewegende Gründungsvollversammlung in Amsterdam (1948) und die 4. Vollversammlung in Uppsala (1968) mit ihrem Kampf gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit.
Eine Teilnehmerin informierte kenntnisreich über die Geschichte der Lausanner Bewegung (u.a. den Kongress für Weltevangelisation; 1974) und die damaligen Konflikte um das Missionsverständnis. Anschließend studierte die Gruppe das Dokument „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, das gemeinsam vom ÖRK, von der Weltweiten Evangelischen Allianz sowie vom Päpstlichen Rat für Interreligiösen Dialog herausgegeben wurde und suchte die erreichten Übereinstimmungen im Missionsverständnis herauszufiltern.
Gemeinsam diskutierten die jungen Erwachsenen anschließend über die aktuellen Entwicklungen in der Weltchristenheit, die Perspektiven und auch die Schwierigkeiten der orthodoxen Kirchen im ÖRK und die aktuellen Diskussionen der Baptisten in Deutschland über einen eventuellen ÖRK-Beitritt.
Nachdem sich die Studierenden theoretisch mit der Frage auseinandergesetzt hatten, wie ökumenisch gemeinsam gebetet werden könnte und sich mit der Lima-Liturgie und dem Ökumenischen Fürbittkalender befasst hatten, feierten sie ganz praktisch gemeinsam ein Mittagsgebet – mit den Materialen der Initiative „Ökumenisches Stundengebet“. Eine Erfahrung, die viele bereicherte.
Die Wuppertaler Erklärung „Kairos für die Schöpfung – Hoffnungsbekenntnis für die Erde“ (2019) sorgte am Samstagnachmittag für Gesprächsstoff und gab neue Impulse. Es ist daher kein Wunder, dass bei dem Planspiel, in dem die Studierenden nach dem Konsensprinzip Themen und Perspektiven für den ÖRK im 21. Jahrhundert entwickelten, die Schöpfungsverantwortung an erster Stelle stand. „Als Christen haben wir eine Verantwortung für diese Erde. Wir müssen diese wahr- und ernstnehmen. Es ist jetzt an der Zeit, der Kairos ist da“, so eine Begründung aus der Gruppe. Das Thema der Bewahrung der Schöpfung war dicht gefolgt von Themen der sozialen Gerechtigkeit, dem Einsatz für geflüchtete Menschen und dem interreligiösen Dialog. Grundlage des ökumenischen Handelns seien ferner die Weiterarbeit an ekklesiologischen Themen und an einer gemeinsamen Eucharistiefeier. „Denn“, so eine Theologiestudentin, „wir müssen uns der gemeinsamen Basis bewusst sein und uns immer wieder daran erinnern, worin unser Glaube gründet. Die Beschäftigung mit den Glaubensinhalten, der gefeierte und gelebte Glaube und das Engagement in der Welt gehören zusammen.“ Wichtig war für die Teilnehmenden zudem die Digitalisierung, v.a. um junge Menschen zu erreichen. „Die Themen sind aktuell und auch die Themen der Jugend. Hier hat der ÖRK eine Chance zu ergreifen“, brachte es ein Student pointiert zur Sprache.
Ein spannendes Wochenende mit vielen neuen Impulsen ging zu Ende, darin waren sich die Teilnehmenden einig. Bei einigen war das Interesse geweckt, tiefer einzusteigen. „Ich freue mich auf die Vollversammlung in Karlsruhe 2022 und werde die Berichterstattung aufmerksam verfolgen“, nahm sich eine Studentin vor. Und damit war sie nicht allein.