In diesem Jahr feierten der Evangelische Bund Hessen und das Konfessionskundliche Institut Bensheim den Johannisempfang bzw. den Sommerempfang erstmals gemeinsam im Wolfgang-Sucker-Haus. Eine Neuerung, wie die Leiterin des Konfessionskundlichen Instituts Dr. Dagmar Heller den etwa 60 Gästen aus EB, Politik und Kirchen in ihrer Begrüßung erklärte, die schon lange beschlossen war, aber erst in diesem Jahr wegen der Coronapandemie in die Tat umgesetzt werden konnte. Der 1. Vorsitzende des EB-Hessen, Matthias Ullrich, bekräftigte unisono mit Heller, dass dies die Zusammengehörigkeit von Evangelischem Bund und Konfessionskundlichem Institut deutlich zeige.

Den Festvortrag hielt der Präsident des Evangelischen Bundes, Kirchenpräsident i.R. Dr. h.c. Christian Schad zum Thema „Öffentliche Religion in der offenen Gesellschaft. Über das Verhältnis von Staat und Religion, von Kirche und Verfassungsordnung“.

Schad thematisierte dabei das aktuell in der Politik diskutierte Staatskirchenverhältnis in Anbetracht sinkender Kirchenmitgliederzahlen anhand der Fragen des Religionsunterrichtes, des kirchlichen Arbeitsrechtes und der Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen. Im Kontext der historischen Genese des deutschen Staatskirchenrechtes und in Abgrenzung zum vielfach geforderten Laizismus garantiere das deutsche Recht eine positive Religionsfreiheit „als Freiheit zur Religion“. Eine von Anhängern der gänzlichen Trennung von Staat und Kirche geforderte negative Religionsfreiheit – also eine „Freiheit von der Religion“ – bedrohe jedoch die weltanschauliche Neutralität des Staates.

Ebenso selbstbewusst nahm er Position zum kirchlich verantworteten Religionsunterricht. Dieser schütze vor plattem Fundamentalismus, so Schad, und befähige zur Mündigkeit in religiösen Fragen, wie Studien belegten. Und nicht zuletzt sei der akademisch-theologische Diskurs ein „erprobtes Instrument der Fundamentalismus-Prophylaxe“.

Auch in Fragen staatlicher Zuwendungen an die Kirchen müsse bspw. zunächst das Subsidiaritätsprinzip – d.h. gesellschaftliche Aufgaben werden nicht zuerst vom Staat, sondern eigenverantwortlich von gesellschaftlichen Gruppierungen gelöst – erläutert werden, bevor man über die Einstellung von Zahlungen diskutiere. Darüber hinaus sei in Anlehnung an Karl Barth und in Erinnerung an Christian Führer Beten die genuine Aufgabe von Gläubigen und Kirche. Beten – auch und gerade für den Staat – relativiere diesseitige Heilsversprechen und verweise diese Welt auf ihre Vorläufigkeit.

Im Anschluss an die Rede von Christian Schad wurden die Hochschulpreise des EB-Hessen verliehen. Den Hauptpreis erhielt Insa Maren Lindena für Ihre Arbeit „Psalm 6 in historisch-kritischer und traumatheoretischer Perspektive”. Der Spezialpreis wurde Victoria Jane Sautter für “Shifting the kaleidoscope: Gebet und Theologie bei Sarah Coakley” verliehen und der Spezialpreis für Religionspädagogik ging an Lena Muhn mit “Narratologie und das Buch Judit und religionspädagogische Perspektiven, die sich daraus ergeben”.

Den Abend rundeten die jährliche Mitgliederversammlung des EB-Hessen sowie ein gemütliches Beisammensein im Wolfgang-Sucker-Haus ab.

Den vollständigen Vortrag von Christian Schad finden Sie hier.

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