Vor dem Orthodoxie-Gipfel auf Kreta hat der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., erneut zur Einheit seiner Kirche aufgerufen. Das Ehrenoberhaupt von rund 300 Millionen orthodoxen Christen traf am Mittwoch auf der griechischen Insel ein, wie das Ökumenische Patriarchat mit Sitz in Istanbul mitteilte. Wegen Unstimmigkeiten um Inhalt und Ablauf des Gipfels von Oberhäuptern der Ostkirchen vom 19. bis 26. Juni hatten einige Kirchen eine Verschiebung des historischen Treffens gefordert.

Die Patriarchate von Antiochien, Georgien und Bulgarien sagten ihr Kommen ab. Am Montag hatte auch die Russische Orthodoxe Kirche ihre Teilnahme abgesagt. Mit rund 160 Millionen Mitgliedern stellt sie mehr als die Hälfte aller orthodoxen Christen weltweit. Die Haltung von Serbien ist nicht eindeutig.

Das Ökumenische Patriarchat wies darauf hin, dass das Heilige und Große Konzil der orthodoxen Kirche wie vorgesehen stattfinden werde. Weil das Konzil von panorthodoxen Gremien einberufen worden sei, hätten dessen Beschlüsse auch bindende Kraft für die gesamte Orthodoxie, auch wenn einzelne Kirchen nicht an der Versammlung teilnehmen, sagte Sprecher John Chryssavgis in einer Videobotschaft. Bereits ab 17. Juni finde eine Vorversammlung statt, um den Ablauf des Treffens und die Schlussbotschaft des Treffens zu besprechen.

Das Konzil mit Beginn am orthodoxen Pfingstfest (19. Juni) auf Kreta wäre nicht nur die erste gesamtorthodoxe Versammlung seit mehr als einem Jahrtausend, sondern dient auch der Selbstvergewisserung und Standortbestimmung der orthodoxen Kirchengemeinschaft. Der Gipfel wird seit rund 50 Jahren geplant. Doch seit Wochen beklagten einige orthodoxe Kirchen eine zu liberale Ausrichtung der Versammlung. Andere haben Vorbehalte gegen Dokumente und Abläufe. Schon jetzt bewerten Experten die Vorgänge als Katastrophe innerhalb der Orthodoxie.

epd cez jup