Das Ende der diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen markierte einen Anfang: Am 24. Januar fand im Rahmen dieser Gebetswoche in Hamburg ein Gottesdienst statt, mit dem „das Jahr der Ökumene 2021/2022“ eröffnet wurde. Ökumenisch mindestens so bedeutsam war ein Gottesdienst acht Tage zuvor, der diese Gebetswoche mit der zuvor liegenden Allianzgebetswoche verband.

Auf der Netzseite der ACK Deutschland, die die deutsche Fassung der Texte für die Gebetswoche für die Einheit der Christen bereitgestellt hatte, fand sich bereits seit Wochen auch ein Hinweis auf die Allianzgebetswoche. Dies ist die seit 1847/1861 stattfindende internationale Gebetswoche, zu der die Weltweite Evangelische Allianz jährlich einlädt, diesmal vom 10. bis 17. Januar. In den letzten Jahren ist unter engagierten Christ*innen das seit dem Beginn der Gebetswoche für die Einheit der Christen (1909) bestehende Unverständnis darüber gewachsen, dass diese beiden Wochen, während derer um Einheit (!) der Christenheit gebetet wird, jährlich Mitte Januar zumeist unverbunden hintereinander stattfinden. Jahrelang gab es nur punktuell Kontakt zwischen den Verantwortlichen auf internationaler Ebene, mit wenn, dann zumeist gescheiterten Absprachen. Auf lokaler Ebene blieb es den Gemeinden überlassen, wofür sie sich entscheiden – beides hintereinander schien normalerweise kaum möglich. Im Zusammenwirken von evangelisch-landeskirchlichen mit rk. Gemeinden wurde lokal zumeist die sogenannte ÖRK-Gebetswoche, in Wahrheit: Die Gebetswoche von ÖRK und Päpstlichem Einheitsrat, gewählt. Allerdings haben sich an der Allianz-Gebetswoche, wo diese begangen wurde, bisher immerhin in 8% der örtlichen Allianzen auch rk. Gemeinden beteiligt. Eine der Überlegungen für eine bessere Organisation war, die Gebetswoche für die Einheit der Christen grundsätzlich an dem Termin durchzuführen, an dem sie zuweilen in der südlichen Hemisphäre begangen wird, nämlich in der Pfingstzeit.

Für 2021 hat man sich in Deutschland zu einer Verbindung entschlossen. Auf der Netzseite der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) https://www.allianzgebetswoche.de/allianzgebetswoche-2021/ wurde dafür intensiv geworben: „2021 können wir die Gebetswoche auf 14 Tage ausdehnen: In der ersten Woche ist Allianzgebetswoche. Das Thema / die Vorlage wurde von der Schweizer und Britischen Evangelischen Allianz erarbeitet und vom Arbeitskreis Gebet konkretisiert. In der zweiten Woche gestaltet die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). In der Mitte der beiden Wochen wird eine feierliche Stabübergabe stattfinden. (…) Beteiligen Sie sich gern aktiv in beiden Wochen!“

Besagte Stabübergabe fand am 16.1. im Berliner Dom statt, im Rahmen eines Gottesdienstes, den DEA und ACK gemeinsam feierten, wie z.Z. üblich mit nur wenigen Menschen im Dom und zahlreichen anderen online. Der DEA-Vorsitzende Ekkehart Vetter übergab eine Skulptur, die Fisch und Kreuz kombiniert, an den ACK-Vorsitzenden Radu Constantin Miron. Im Anschluss an den Gottesdienst konnte man zwei Mal für je 20 Minuten an „Gebetsstationen in Online-Räumen“ teilnehmen und dabei unter elf „Gebetsangeboten“ auswählen. Diese waren sowohl von den Veranstalter*innen als auch hinsichtlich der Formen und Inhalte sehr unterschiedlich, wie man schon auf der Netzseite https://www.einsfuerberlin.de/programm lesen konnte, wo die Angebote nicht nur genannt, sondern auch beschrieben wurden. Das Angebot umfasste

  1. Politisches Stadtgebet mit Gemeinsam für Berlin – Forum Gebet
  2. Prophetisches Fürbitte-Gebet mit Essence Ministries
  3. Gebet für Familien mit dem Erzbistum Berlin (kath. Kirche) – Familienpastoral
  4. Harp and Bowl mit Gebetshaus Rund um die Uhr
  5. Gebet für ein gutes multikulturelles Miteinander mit Saddleback
  6. Jugendliche in Berlin mit dem Hope Center
  7. Gebet mit dem Wort mit der Kreativen – Tag und Nacht Gebet
  8. Alltagsexerzitien mit dem Stadtkloster Segen
  9. Gebet mit und für Geflüchtete mit der Iranischen Gemeinde
  10. Kreatives Gebet mit Limelight Collective
  11. Globale Gerechtigkeit mit der Micha-Lokalgruppe Berlin

KI-Freikirchenreferent Dr. Lothar Triebel nahm am zweiten und siebten Gebet teil, zusammen mit jeweils etwa einem Dutzend anderer Menschen. Zu seinem Erstaunen nahm jeweils die Erklärung der Gebetsform einen großen Teil der 20 Minuten ein, die zur Verfügung standen. Während beim Gebet mit „Essence Ministries“ es in der zweiten Hälfte zu Gebeten in Kleingruppen kam, war es beim „Gebet mit dem Wort“ der Berliner Gemeinde „diekreative“ die Assistentin des Pastors, die jeweils nach dessen Erläuterungen ein Gebet sprach; die Teilnehmer*innen waren in einer eher passiven Rolle. „Essence Ministries“ hat einen Hintergrund in „Jugend mit einer Mission“, „diekreative“ ist in das „D-Netz“ eingebunden, mithin gehören beide zur sogenannten neocharismatischen Bewegung.

Dr. Hanne Lamparter, wissenschaftliche Referentin für Weltökumene im KI, betete zunächst mit einer Gruppe des Stadtklosters Segen und schloss sich dann dem Gebet der Micha-Initiative für weltweite Gerechtigkeit an. Die Vielfalt der Gebetsformen war, so Lamparter, beeindruckend und bereichernd.

Ansprechpartner

Pfr. Dr. Lothar Triebel
Referat Freikirchen

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