Mit dem Thema „Sterben und Tod in der Orthodoxie“ wollte sich das Junge Forum Orthodoxie bereits im letzten Jahr beschäftigen. Coronabedingt wurde die Tagung auf 2021 verschoben – und wurde nun online durchgeführt
16 Teilnehmer*innen trafen sich vor den Bildschirmen am 4. und 5. Juni 2021. Hauptreferent war Prof. Dr. Daniel Benga von der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie an der Universität München. Er stellte kurz und übersichtlich dar, wie in der orthodoxen Theologie der Tod verstanden wird. Der Tod ist ‚unnatürlich‘ in dem Sinne, dass er bei der Schöpfung des Menschen nicht vorgesehen war. Erst durch den Sündenfall kam der Tod in die Welt und wird als Strafe verstanden. Daher ist das Sterben zwiespältig: der Mensch fürchtet sich davor, und doch ist der Tod auch eine Befreiung, weil er ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Rückkehr zu Gott ist. Eine besondere Rolle spielt in der Orthodoxie auch die Auffassung von zwei Gerichten, dem individuellen Gericht, in welchem ein Mensch gleich nach dem Tod vor Gott tritt und dem universalen Gericht am Ende der Welt.
Die Orthodoxiereferentin des KI, Dr. Dagmar Heller, erarbeitete mit der Gruppe die ‚Handreichung‘ „…damit ihr nicht traurig seid“, die 2018 von der EKD und der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) gemeinsam erarbeitet wurde. Hier wurden die Unterschiede zwischen beiden Kirchen im Umgang mit dem Tod sichtbar. Im orthodoxen Bereich spielt die Bitte um die Sündenvergebung eine größere Rolle als im evangelischen Kontext. Ein Priester ist unverzichtbar, weil die Spendung der Kommunion vor dem Tod für Orthodoxe einen wichtigen Stellenwert hat.
Ergänzt wurden diese Erkenntnisse durch den Vortrag des russisch-orthodoxen Diakons Roman Bannack aus Dresden, der die verschiedenen Stationen vor der Bestattung und den Ablauf einer orthodoxen Bestattung selbst sowie damit verbundene Volksbräuche darstellte.
Aufgrund der digitalen Tagung musste der ursprünglich geplante Besuch des orthodoxen Friedhofs in Hamburg ausfallen. Dennoch empfanden die Teilnehmenden die Tagung als bereichernd und aufschlussreich.
Es wurde die große Hoffnung ausgedrückt, sich im nächsten Jahr wieder präsentisch treffen zu können, da dies das gegenseitige Kennenlernen und den fachlichen Austausch noch stärker fördert. Die nächste Tagung soll vom 17.-19.6.2022 stattfinden und sich vorrangig mit der orthodoxen Heiligen Liturgie im Vergleich zum evangelischen Abendmahlsgottesdienst beschäftigen. Ein vierköpfiges Team wird die Tagung vorbereiten.