MERK_2018

MERK_2018

„transmission – was du nicht für dich behalten kannst“: Unter diesem Motto fand vom 10. bis zum 13. Mai in Montbéliard (Frankreich ) die Mennonitische Europäische Regionalkonferenz (MERK) statt. Diese alle sechs Jahre durchgeführte „Konferenz“ entspricht einer Art Kirchentag, bei dem sich Plenar- und Werkstattphasen abwechseln. Viel Information bieten  auch die ca. 30 Stände, die im Konferenzzentrum aufgebaut sind. Erwachsene werden genauso wie Jugendliche und Kinder mit einem vielfältigen Programm angesprochen, zu dem auch Ausstellungen und Ausflüge, Sportturniere und Musik gehören.

Die große Vielfalt  von Frömmigkeitsformen und ethischen Entscheidungen bei den Mennoniten spiegelte sich auch auf dieser MERK: Einerseits waren dort liberalere Kirchenmitglieder aktiv, wie z.B. am Stand des niederländischen Anne-Zernike-Fund, der sich für Frauenordination einsetzt. Andererseits konservativere, die   Einer der Gemeindeverbände der russlanddeutschen Mennoniten trug  erstmals die Organisation der MERK mit. Das Gros der ca. 1.300 Teilnehmenden stammte aus Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland.

Neben den traditionellen Kernthemen der Mennoniten wie Frieden und sozialem Engagement wurden auch kritische Punkte bearbeitet, z.B.: „Die Zukunft der Mennonitengemeinden in einer post-christlichen Gesellschaft“; „Die Täufer in Münster – wie Propaganda Erinnerungen prägt … und ob Aufarbeitung Heilung bringt“; „Mennonitische Identitäten in Europa – für ein gemeinsames Verständnis von mennonitischem Erbe und Zukunft“. Bei den Diskussionen in der zuletzt genannten, von Prof. Dr. Fernando Enns  geleiteten, Werkstatt zeigte sich, dass der Plural „Identitäten“ richtig gewählt war. So klein die Zahl der Mennoniten in Europa im Vergleich zu anderen Konfessionen bzw. Kirchen ist, so vielfältig sind die Antworten, die auf die Herausforderungen in den verschiedenen Ländern gegeben werden, progressive oder konservative: In den Niederlanden war schon vor über 100 Jahren eine mennonitische Pastorin im Amt, und die Mennoniten in der Demokratischen Republik Kongo haben immerhin im Jahr 2000 erstmals eine Pastorin ordiniert. Entsprechendes ist in vielen konservativen mennonitischen Gemeinden auch der westlichen Welt bis heute undenkbar. Solchem Festhalten an alten Traditionen entspricht, dass manche besonders konservative mennonitische Gemeinden nicht einmal alle mennonitischen Taufen anerkennen (wenn sie nämlich nicht durch Untertauchen vollzogen werden). Auf der anderen Seite des mennonitisch-theologischen Spektrums ist in besonders progressiven Gemeinden u.a. homosexuelle Lebensweise möglich.

Das quantitativ im Vergleich zu einem Deutschen Evangelischen Kirchen- oder einem Katholikentag viel kleinere Format ermöglichte eine familiäre Atmosphäre und eine intensive, aber unaufdringliche Spiritualität. Aus einer jahrhundertelangen Verfolgungsgeschichte resultiert eine vornehme Art von  Selbstbewusstsein; mit Blick auf katholische und evangelische Kirchen insbesondere in den westlichen Ländern, in denen die Zahl der Christen bzw. Kirchenmitglieder in den letzten Jahrzehnten radikal geschrumpft ist, sagte ein Referent:  „Wir Mennoniten sind wichtig für alle Christen, weil wir schon immer Minderheit waren – wir haben Erfahrung damit.“