Der Vatikan gibt in jedem Jahr ein sogenanntes „Annuario Pontificio“, ein Jahrbuch, heraus, in dem alle katholischen Verwaltungsbezirke auf der ganzen Welt aufgeführt sind. Demnach gibt es laut Jahrbuch 2011 aktuell weltweit ca. 2950 Kirchenbezirke und insgesamt ca. 1,181 Milliarden Katholiken, was einem Anteil von 13,6% an der Weltbevölkerung ausmacht. Der „katholischste“ Kontinent ist nach wie vor Lateinamerika, wobei der Anteil von Katholiken in Nord-, Mittel- und Lateinamerika mittlerweile 49,4% der gesamten katholischen Weltbevölkerung beträgt. Während die katholische Kirche in Europa kleiner wird, wächst sie in anderen Teilen der Welt.

Die katholische Kirche als Weltkirche

Die katholische Kirche ist also eine Weltkirche, deren Weltzentrale der Vatikan ist. Auch wenn der Vatikan noch weitgehend italienisch bzw. europäisch geprägt ist, so dürfte doch in Zukunft die katholische Kirche ihr heute noch vorwiegend abendländisches Gepräge aufgrund der Tatsache verlieren, dass mittlerweile die Mehrheit der Katholiken auf anderen Kontinenten leben. Schon immer gab und gibt es in den jeweiligen Kontinenten und Kulturen verschiedene „Katholizismen“. So unterscheiden sich die europäischen Katholizismen, die ja in sich schon unterschiedlich sind (z.B. der polnische, der deutsche, der italienische, der spanische oder der französische Katholizismus) durchaus von den verschiedenen lateinamerikanischen afrikanischen und asiatischen Katholizismen. Deren Ortskirchen gewinnen zunehmend an Selbständigkeit und bilden ein eigenes spirituelles und theologisches Profil aus. Der Dialog mit den Kulturen und Religionen ist darum unausweichlich und stellt vielleicht die größte Herausforderung für die katholische Kirche des dritten Jahrtausends dar.

Die überwiegende Mehrheit der Katholiken weltweit gehört dem sogenannten „römischen“ bzw. „lateinischen Ritus“ an; für sie gilt die Bezeichnung „römisch-katholisch“. Sie haben eine einheitliche Gestaltung der Gottesdienste, d.h. der Form der Messe und der Sakramente, des Kirchenrechts und anderer Lebensvollzüge. Daneben gibt es aber auch die sogenannten unierten Ostkirchen. Dabei handelt es sich um katholische Kirchen östlicher (orthodoxer und altorientalischer) Tradition, die mit der lateinischen Kirche in voller Kirchengemeinschaft stehen. Sie bekennen denselben Glauben wie diese und erkennen den Primat des Papstes an, haben aber in Liturgie, Spiritualität, Verfassung und Kirchenrecht ihre eigene ostkirchliche Tradition weitgehend beibehalten (byzantinisch, ost- und westsyrisch, alexandrinisch, armenisch). Die unierten Ostkirchen zählen ca. 17,3 Mio. Gläubige und leben bzw. lebten lange fast alle unter bedrückenden Verhältnissen, entweder als Diasporakirchen in einer überwiegend islamischen Umwelt oder als unterdrückte und verfolgte Kirchen unter kommunistischer Herrschaft.

Die Maroniten ausgenommen, konnte die lateinische Kirche mit keiner Ostkirche als ganzer die kirchliche Gemeinschaft wiederherstellen. Es ist nur zu „Teilunionen“ gekommen, die de facto zu einer Spaltung der betreffenden Ostkirche in einen unierten und in einen nichtunierten Zweig sowie zu einer Verdoppelung der Hierarchien (ein „katholischer“ Patriarch neben einem „orthodoxen“ Patriarchen) geführt haben. Unter ökumenischem Gesichtspunkt stellen die unierten Kirchen daher begreiflicherweise eines der schwersten Probleme im Gespräch mit den Ostkirchen dar.

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