Kein katholischer Christ ist verpflichtet, Heilige anzurufen; auch die Verehrung der Jungfrau Maria wird nur empfohlen (c. 1186). Terminologisch wird unterschieden zwischen „dulia“ und „latreia“, d. h. zwischen der „einfachen Verehrung“, die Engel, Seligen und Heiligen entgegengebracht wird, und der „Anbetung“, die allein der Dreifaltigkeit und dem eucharistischen Christus gebührt. Maria und die Heiligen werden also nicht angebetet, sondern angerufen.
Aus den Heiligen ist allerdings die Gottesmutter durch „Hochverehrung“ („hyperdulia“) hervorgehoben. Das hat seinen Grund unter anderem darin, dass Maria der Typus für die Kirche schlechthin ist. Im Dogma der unbefleckten Empfängnis (1854) wurde Marias Menschsein ohne Sünde als einziger Mensch neben Christus und als Ersterlöste festgehalten. Nach dem Dogma der leiblichen Aufnahme in den Himmel (1950) ist Maria als einziger Mensch vollerlöst, denn die leibliche Aufnahme geschieht für alle anderen erst am Jüngsten Tag. Maria wirkt vom Himmel aus mit bei der Wiederherstellung des übernatürlichen Lebens der Seelen, wird als Fürsprecherin, Helferin, Beistand und Mittlerin angerufen. Das II. Vaticanum erklärte die Mariologie zu einem Teil der Ekklesiologie.