Von der römisch-katholischen Kirche ist der „Katholizismus“ zu unterscheiden. Der Begriff umfasst die sozialen Formen und die kulturellen Lebensäußerungen des römisch-katholischen Christentums. Neben Verbänden, Bewegungen und Organisationen von Katholiken, die sich als „katholisch“ bezeichnen, gibt es einen kulturellen Katholizismus, der von katholischer Philosophie und Literatur bis zur katholischen Volkskultur reicht. Dieser Katholizismus muss in dieser Arbeitshilfe außer Betracht bleiben. Es soll aber wenigstens festgehalten werden, dass das katholische Christentum auf der Vorstellung eines wesenhaft sozialen Heils beruht und der Katholizismus von daher durch ein bestimmtes Maß an Gruppenbewusstsein und gesellschaftlicher Organisation ausgezeichnet ist. Das unterscheidet ihn von einer bloßen Addition von Katholiken und verleiht ihm im Vergleich mit anderen konfessionellen Gestalten des Christentums eine deutlichere Wahrnehmbarkeit.
Im Überblick lassen sich also vier Hauptbedeutungen von „katholisch“ unterscheiden:
- Als antihäretischer Kampfbegriff
- Als dogmatischer Begriff zur Kennzeichnung der „wahren“ Kirche
- Als konfessionelle Selbstbezeichnung der („römisch-)katholischen Kirche
- Als Bezeichnung einer römisch-katholisch geprägten Kultur
In dieser Arbeitshilfe steht in erster Linie die dritte Bedeutung im Vordergrund. „Katholisch“ bezieht sich vorwiegend als Konfessionsbezeichnung auf die römisch-katholische Kirche. Der Katholizismus sagt von sich selbst, er sei umfassende Fülle, „die einzige Wirklichkeit, die, um zu sein, nicht nötig hat, sich entgegenzusetzen“ (Henri de Lubac, Glauben aus der Liebe („Catholicisme“), Einsiedeln, 2. Aufl. 1970, 263). Von der katholischen Mitte aus können sich unterschiedliche Frömmigkeitsstile, Volksglauben, Theologien und religiöse Praktiken als integrierbar erweisen. Denn alles Streben nach Heil und nach dem Guten in der Welt gilt als geheimnisvoll hingeordnet auf die katholische Vollgestalt und gelangt erst in ihr zur Erfüllung. Von der römisch-katholischen Kirche ist nur verlangt, sich für die Schätze der anderen zu öffnen und sich selbst gewinnend als Heimat alles Guten zu präsentieren.