
Der diesjährige Christliche Convent Deutschland (CCD) fand vom 9.–11. September 2024 in den Räumen der Vineyard-Gemeinde Würzburg statt, die sich als hervorragende Gastgeberin für die ca. 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des CCD erwies.
Das Thema der diesjährigen Tagung war: „Liebe wahren – Wahrheit lieben“. Den Verantwortlichen war dabei wichtig, „dass die Liebe vorangestellt wird“. Wahrheit ohne Liebe erweise sich nicht nur als lieblos, sondern als geistlich äußerst fragwürdig.
So betonte Rainhard Wedeleit, einer der Sprecher des Convents, zu Beginn der Tagung die Ungeteiltheit des Vaterherzens Gottes, der uns Anteil an seinem Leiden gebe dadurch, dass wir uns am Kreuz Jesu versammeln. Die Trennungen unter den Christinnen und Christen würden Gott mehr zu schaffen machen als den Menschen. Daher gehe es um einen Vierklang der Ökumene. Neben der Wahrheit in der Theologie gehe es um die Ökumene der Sendung in die Welt in Evangelisation und Caritas, um die Ökumene der Herzen in der Gemeinschaft und den Austausch untereinander, um die Ökumene der Teilhabe in der Erfahrung des Miteinanders an der Basis und um die Ökumene der Herrlichkeit. Mit diesen Punkten erinnerte er an die Grundlage des CCD, die u.a. von Dr. Heinrich Christian Rust gelegt worden war. Dies wurde im Verlauf der Tagung dadurch umgesetzt, dass der rumänisch-orthodoxe Metropolit Serafim nicht nur einen Abendsegen am ersten Abend des Treffens spendete, sondern am zweiten Abend eine Artoklasia-Feier leitete. Die Morgenandachten wurden in Form einer römisch-katholischen Messe am Morgen des zweiten Tages bzw. als evangelischer Morgengottesdienst am dritten Tag gefeiert. Besonders die Ökumene der Herrlichkeit wurde in regelmäßigen Lobpreis-Einheiten zwischen den Vorträgen gesucht, wobei ein Team der Lobpreiswerkstatt Ravensburg den Lobpreis gestaltete.
Dr. Peter Zimmerling, Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig, betonte in seinem Beitrag, dass den Kirchen auch bei ihrer Entwicklung hin zu einer qualifizierten Minderheit in der Gesellschaft der Auftrag der Verkündigung bleibe. Eine erfahrungsorientierte, reflektierte Spiritualität mit geprägten spirituellen Formen sei hierbei ebenso notwendig wie eine neue Sprache, da die bisherige religiöse Sprache nicht mehr verstanden werde. So bleibe christlicher Glaube existenzrelevant. Dr. Reinhardt Schink, eines der beiden Vorstandsmitglieder der Ev. Allianz Deutschland, betonte den Aspekt der Wahrheit in dem Miteinander von Wahrheit und Liebe. Wahrheit sei dabei immer personal als Wahrheit in Jesus Christus zu denken, die zwar objektiv sei, aber immer nur subjektiv zu erkennen sei. Maßstab sei daher immer Christus, nicht jedoch die persönliche Erkenntnis über ihn. Dies öffne den Weg aufeinander zu. Gefährdungen gebe es einerseits, wenn der Kern verloren gehe und nur noch unreligiöse Themen verhandelt würden. Die andere Gefährdung sei dann gegeben, wenn subjektive Erkenntnis als Objektivität der Wahrheit verstanden werde, die dann fundamentalistisch in den Mittelpunkt gesetzt werde, wo nur Jesus seinen Platz habe. Auch in anderen Beiträgen wurde das Spannungsverhältnis von Liebe und Wahrheit thematisiert, da es auch eine neue Rechtgläubigkeit unter Christen gebe, die es oft schwierig mache, sich als Christen gegenseitig die Gnade zu zeigen.
Hier führte der Beitrag von Martin Schleske, Geigenbaumeister und Autor, in die Konkretion, da er unter dem Titel „Miteinander in Resonanz sein“ über die Schwierigkeiten seines Lebens sprach und über die Quellen, aus denen er seine Kraft zieht. Er berichtete u.a. von seiner Leidenschaft für Pferde und seiner Haltung ihnen gegenüber und übertrug dies auf die Ebene der Offenheit für innere Erfahrungen mit Gott im Gegensatz zu den äußeren Standpunkten, die als Lehrmeinungen oft trennenden Charakter haben. So wurden für die Teilnehmenden des Convents die Unterschiede in den Lehrmeinungen nicht negiert, diesen wurde jedoch die Haltung der gemeinsamen Suche nach Gott als der Quelle der Kraft zur Seite gestellt. In diesem Sinne warb der von seiner Krankheit schwer gezeichnete Heinrich Christian Rust in einem spontanen Redebeitrag für ein Leben, das sich ganz auf die Kraft des Geistes Gottes verlässt und darin die gemeinsame Quelle findet. Dieser beeindruckende Appell aus dem Munde eines der Hauptinitiatoren des CCD, der wenige Tage nach dem Convent verstarb, prägte die letzte Phase des Zusammentreffens, bei dem zum einen Eindrücke der Konferenzteilnehmer geteilt wurden und zum anderen das Miteinander am Kreuz im Zentrum stand.
Obwohl aus unterschiedlichen Bewegungen und Konfessionen Teilnehmende in Würzburg anwesend waren, gehörte die überwiegende Mehrheit dem pfingstlich-charismatischen sowie dem evangelikalen Spektrum an. Auch diesmal waren und sind Schnittmengen zu Vertreterinnen und Vertretern aus dem nicht evangelikal-charismatischen Bereich vorhanden. Es wird für den CCD darum gehen, diese Offenheit und überkonfessionelle Weite zu behalten. Gerade das hebt ihn zur Zeit noch heraus aus dem Reigen der anderen größeren und kleineren Konferenzen, die vor allem die Selbstvergewisserung über den eigenen Weg im Kreis von Gleichgesinnten fördern.
Dirk Spornhauer
PS: Die KI-Berichte über die CCD-Tagungen 2019 und 2021 sind weiterhin abrufbar.
